Mitglieder-AG stellt zur Diskussion

Thesen zum Klimaschutz in der Freien Scholle

Auf mehreren Arbeitsreffen zur Vorbereitung der diesjährigen Genossen- schaftskonferenz hatte die Mitglieder-Arbeitsgruppe in einem ersten Schritt zunächst vier Themenfelder identifiziert, in denen die Genossenschaft und ihre Mitglieder zum Klimaschutz beitragen können. Bei einem ganztägigen Workshop diskutierten daraufhin die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in vier Arbeitsgruppen erste Lösungsansätze für den Klimaschutz in der Freien Schol- le. Die dabei entstandenen Thesenpapiere sollen auf der Genossenschaftskon- ferenz zur Diskussion gestellt werden. Hier die Ergebnisse des Workshops im Überblick:

Bauen

Die Freie Scholle kann und will einen Beitrag zum Klimawandel leisten, indem sie klimafreundlich baut. Zwar hat sie dabei gesetzliche und baurechtliche Vorgaben zu beachten, dennoch soll sie die ihr dafür zur Verfügung stehenden Handlungs- und Entscheidungsspielräume nutzen. Um „klimafreundliches Bauen“ als Bestandteil des Klimaschutzes zu etablieren, ist die Erarbeitung einer Checkliste mit Standards für klimafreundliches Bauen unerlässlich.

Bei der Planung von Modernisierung und Neubau soll sie deshalb folgende Aspekte berücksichtigen:

Ein verantwortlicher Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ist erforderlich:

  1. Zu bebauende Flächen sollen verantwortlich genutzt werden. Ein unnötiger Flächenverbrauch ist zu verhindern. Gebäude können höher gebaut und Grundrisse kleiner geplant werden. Für eine umweltverträgliche Nutzung des Grundstücks ist genügend Freiraum zu lassen. 

  2. Nach Möglichkeit sollte recyceltes oder umweltfreundliches Material zum Einsatz kommen. 

  3. Um den Wasserverbrauch zu senken, sollte die Nutzung von Regenwasser geprüft werden.


Die Freie Scholle trägt zur Senkung des CO2-Ausstoßes bei:

  1. Sowohl bei der Modernisierung als auch beim Neubau soll die Genossenschaft Techniken verwenden, die die Nutzung regenerativer Energien ermöglichen. 

  2. In Pilotprojekten sollen neue Techniken eingesetzt werden, die zur Senkung des CO2-Ausstoßes beitragen. 


Die Planung von Bauvorhaben berücksichtigt die Nachhaltigkeit:

  1. Langlebige Materialien sollen bevorzugt eingesetzt werden. 

  2. Wenn möglich und vorhanden, wird recyceltes Material verwendet. 

  3. Schon beim Bau soll auf die Vermeidung von Abfall und Verpackungsmüll geachtet werden. 

  4. Eine umweltfreundliche Entsorgung der Baumaterialien nach Nutzungsende ist Voraussetzung für dessen Verwendung. 


Klimafreundliches Bauen geht nur mit der Unterstützung der Genossenschaftsmitglieder. Sie müssen von der Notwendigkeit überzeugt sein, denn sie müssen nicht nur die dadurch zusätzlich entstehenden Kosten über die Nutzungsgebühr tragen, sondern die neuen Techniken auch in ihrem Wohnalltag nutzen. Klimafreundliches Bauen muss deshalb folgende Aspekte berücksichtigen: 


Die langfristige Vermietbarkeit der Wohnungen muss gegeben sein:

  1. Wohnkomfort muss weiterhin gegeben sein.
  2. Die Alltagstauglichkeit klimafreundlicher Techniken ist zu berücksichtigen. 

  3. Der Einsatz klimafreundlicher Techniken darf die Mitglieder nicht überfordern. 

  4. Gegebenenfalls muss die richtige Nutzung der Techniken vermittelt werden. 


Klimafreundliches Bauen muss wirtschaftlich sein:

  1. Es darf die Wirtschaftlichkeit der Genossenschaft nicht gefährden. 

  2. Das Wohnen muss aber auch für die Mitglieder bezahlbar bleiben. 

  3. Eine „soziale Komponente“ zur Entlastung einkommensschwacher Haushalte ist deshalb unumgänglich. 

  4. Zur Finanzierung klimafreundlicher Baumaßnahmen ist die Gründung eines „Öko-Fonds“ zu prüfen. Denkbar wäre zum Beispiel:


- ein „Klima-Cent“: ein festzulegender Prozentsatz der Nutzungsgebühr oder


- eine „Klima-Dividende“: ein Viertel der jährlichen Dividende.


Beides würde ausschließlich für klimafreundliches Bauen verwendet. Die Verwaltung könnte über einen „Klima-Beirat“ erfolgen. 


Die Notwendigkeit klimafreundlichen Bauens muss kontinuierlich kommuniziert werden:

  1. Infoveranstaltungen mit Experten in den Siedlungen sollten angeboten werden. 

  2. Für Projekte sollten Paten gewonnen werden, die als „Anwälte“ das Projekt gegenüber anderen Mitgliedern und Bewohnern vertreten. 

Grünflächengestaltung

Ideensammlung „Grünflächen“

  • Perspektivisch: Grünanlagen Bestandsflächen sowie bei Neubau / Modernisierung

    • Junge Bäume (ggf. auch aus Steppengebieten) pflanzen

    • Bei Anpflanzungen von Hecken und Sträuchern auf Eignung für Tiere als Brut/Schutzreviere achten

    • Bei Neuanpflanzungen auf den Mülleinhausungen ebenfalls „lebendige“ Pflanzen wählen (Brut/Nistreviere)

    • Bei Anpflanzungen von Sträuchern und Gehölz auf unterschiedliche 
Blühzeiten wertlegen

    • Blühzeiten der Stauden beachten (lockt mehr Insekten an)

    • Beete sind oft monoton; besser: Kombibeete mit Nistoptionen für Tiere
    • Bei Obstbäumen muss der Pflegeaufwand (Stichwort „Fallobst“) eingeplant werden; ggf. „Einkochparties“ im Nachbarschaftstreff

    • Blumenaktion mit „wertvollen“ Blumen wiederaufleben lassen 

  • Zeitnah: Umsetzung auf Bestandsflächen:

    • Bepflanzung von Grünstreifen mit „guten Sorten“

    • Blumenwiesen ausbauen und verbessern

    • Brutplätze, Insektenhotels, Nistkästen, Steinhaufen, Futterplätze

    • „Baumscheiben“, Bepflanzung von Flächen rund um den Baumstamm 
an denen Rasenmähen ohnehin nicht möglich ist

    • Seed-Ball-Parties: Pflanzen und Betreuen von Beetflächen durch Nachbarn 


Ideensammlung „Regenwasser“

  • Regenwassergewinnung durch Entsiegelung von Flächen und Retension (Wasserrückhaltung) 

  • Dachflächenwasser gewinnen (hoher Kostenaufwand durch Auffangsys- 
teme) 

  • Kombination von Versickerung und Auffangen von Regenwasser 

  • Biotope in Muldenlagen bilden
  • Wege/Flächen mit versickerungsfähigem Material ausstatten; hierbei auf die Bodenbeschaffenheit (Sand/Lehmboden) achten

Ideensammlung „Was läuft schon gut“

  • Betreuung der Bäume im Bestand 

  • Wasserschläuche bei Neuanpflanzungen 

  • Ideensammlung „Was ärgert uns“
  • Die Begrünung der Mülleinhausungen durch „tote Pflanzen“ ohne Nutzwert für Tiere / Insekten

Übergeordnete Ideen / Thesen

  • Die Freie Scholle muss einen „Ökostandpunkt“ (siedlungsbezogene Agenda) definieren; was wollen und können wir leisten, woher kommen die Mittel dafür? 

  • Kommunikation mit den Mitgliedern sehr wichtig („verblühte Flächen“ etc. 
aushalten können), bei Planung und Gestaltung müssen die Mitglieder beteiligt werden, um eine hohe Akzeptanz zu erreichen. 

  • „Checkliste“ für Außengestaltung bilden; Verbindlichkeit / Transparenz / 
Kosten werden dadurch deutlich 

  • Behördliche Auflagen beachten – nicht alles geht überall 

  • „Grünflächenbegehung“ analog zur „Instandsetzungsbegehung“ (Siedlungsbegehung) einführen (muss nicht jährlich sein) 

  • Patenschaften für Projekte suchen (zeitlich / vom Umfang her Begrenzung 
sicherstellen!) 

  • Finanzierung (z.B. Öko-Umlage durch ein Prozent der jährlichen Dividende)
Mobilität

Die Freie Scholle in der Stadtgesellschaft

Die Mitglieder der Freien Scholle und ihre Familienangehörigen sind Teil der Bielefelder Stadtgesellschaft. Als solche fordern sie von den politisch Verantwortlichen in dieser Stadt, die Voraussetzungen für umweltschonende Mobilität zu verbessern.

Hierzu gehört es, für Fußgänger breite und sichere Fußwege mit Verweilmöglichkeiten zu schaffen. Um die Nutzung von Fahrrädern attraktiver und ungefährlicher zu machen, müssen bestehende Fahrradwege saniert und neue gebaut werden. Darüber hinaus müssen auch ausreichend Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen werden.

Ebenso wichtig ist der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs in Bielefeld unter anderem auch durch den Ausbau der Stadtbahn. Um mehr Menschen zum Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr zu motivieren, sehen wir es als notwendig an, die Nutzung von Bussen und Bahnen preiswerter zu machen. Langfristig sollten die gesamten Kosten für die Nutzung des ÖPNV durch eine Umlage finanziert werden.

Mit der Verbesserung des Radwegenetzes und der Attraktivitätssteigerung des ÖPNV kann dann auch der mobile Individualverkehr in der Innenstadt reduziert werden, bis eine autofreie Innenstadt erreicht ist.

Handlungsmöglichkeiten der Freien Scholle

1. Fahrräder und Fußgänger

Bei Neubaumaßnahmen soll geprüft werden, ob es möglich ist, ebenerdige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder im Gebäude zu errichten. Eine solche Maßnahme konnte bereits in den Häusern Allensteiner Straße 3 – 7 realisiert wer- den. Ist eine solche Maßnahme nicht zu realisieren, sollten aber Fahrradhäuser in Nähe der Neubauten errichten werden. In den bestehenden Siedlungen sollten Fahrradhäuser auch ohne vorhergehende Bedarfsermittlung errichtet werden, da durch das Angebot der Bedarf geweckt wird. Bei allen Fahrradhäusern sollten auch Lademöglichkeiten für E-Bikes mit vorgesehen werden. Dar- über hinaus sollten vor den Hauseingängen bessere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen werden.

Von Seiten der Verwaltung soll festgestellt werden, ob es in den Genossenschaftssiedlungen einen Bedarf für Lastenräder gibt, die über einen Kooperationspartner angemietet werden könnten. Auch für das Leasing von Fahrrädern und E-Bikes soll die Verwaltung Kooperationspartner suchen.

Für Fußgänger sollen verstärkt Sitzmöglichkeiten in allen Quartieren geschaffen werden.

2. Öffentlicher Personennahverkehr

Die Freie Scholle bietet ihren Mitgliedern bereits seit vielen Jahren die Möglichkeit, für ein Monatsabo den Großkundenrabatt von moBiel in Anspruch zu nehmen. Dadurch zahlen die Mitglieder nur 53,01 € anstatt 58,90 €. Den Wohnungsnutzern im Bereich Sennestadt bietet die Freie Scholle in Kooperation mit moBiel das kostenlose Sennestadtticket an, mit dem der gesamte ÖPNV im Stadtbezirk Sennestadt genutzt werden kann. Die Erweiterung des Tickets auf den gesamten Bereich der Stadt Bielefeld kann für nur 29,45 € im Monat in Anspruch genommen werden. Im Gegensatz zum Monatsabo ist diese Fahr- karte aber personalisiert, kann also nicht von anderen genutzt werden. Neuen Scholle-Bewohnern schenkt moBiel acht Einzeltickets und bietet die Möglichkeit zum Abschluss eines Kurzabos (drei Monate fahren – zwei Monate bezahlen).

In den wohnungswirtschaftlichen Gremien wird die Freie Scholle sich dafür einsetzen, Mobilitätskosten in die Betriebskosten aufzunehmen. Hierdurch wäre eine solidarische Finanzierung des ÖPNV möglich. Bis dieses umgesetzt werden kann, sollen Möglichkeiten gefunden werden, den Mitgliedern und Bewohnern der Freien Scholle die ÖPNV-Nutzung möglichst kostengünstig zu ermöglichen.

Um die Bewohner der Genossenschaft besser über den ÖPNV zu informieren, sollen in allen Häusern Umgebungspläne mit den nächsten Haltestellen aus- gehängt werden.

3. Motorisierter Individualverkehr

In allen Siedlungen soll durch die Errichtung von E-Ladesäulen den Mitgliedern die Möglichkeit des Erwerbs von Elektroautos gegeben werden.

Durch den Ausbau von Möglichkeiten zum CarSharing soll den Mitgliedern eine Alternative zum individuellen Kfz geboten werden. Den Mitgliedern soll ein Überblick über die Angebote von CarSharing-Anbietern gegeben werden. Darüber hinaus sollen in der Mitgliedschaft Mitfahrgemeinschaften organisiert werden.

Im Neubaubereich soll geprüft werden, ob der bislang übliche Stellplatzchlüssel von einem Stellplatz je Wohnung reduziert werden kann. Hierzu wird es als notwendig angesehen, dass eine gute Anbindung an den ÖPNV, die Möglichkeit des CarSharings und eine gute Fahrradinfrastruktur vorhanden ist.

Die Mieten für Kfz-Abstellplätze in der Freien Scholle liegen aktuell zwischen 2,56 Euro und 20,00 Euro. Hier soll ein transparentes Konzept entwickelt wer- den, um durch eine Anpassung der günstigen Parkplatzmieten zu einer stärkeren Gleichbehandlung zu kommen. Dabei soll auch geprüft werden, inwieweit Stellplätze, die zurzeit kostenfrei den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden, kostenpflichtig vermietet werden. Die Mehreinnahmen können zu einer Subventionierung von ÖPNV-Tickets benutzt werden.

4. Aufgaben der Verwaltung der Freien Scholle

Die Freie Scholle soll durch Veranstaltungen das Bewusstsein der Mitglieder für das Thema Ökologie ausbauen. Hierzu könnte auch eine Öko-Beratung durch die Freie Scholle oder durch Kooperationspartner gehören. Das Thema Umwelt soll mehr Raum in der Hauszeitung einnehmen; dabei sollen auch Praxistipps gegeben werden. Über die Arbeit und Ergebnisse der Mitglieder- AG, die über die Genossenschaftskonferenz hinaus fortgesetzt wird, soll regelmäßig informiert werden.

Die Verwaltung der Freien Scholle geht beim Thema Mobilität mit gutem Beispiel voran. Dazu wird sie die Pool-Fahrzeuge der Serviceteams auf Elektrofahrzeuge umstellen. Zusätzlich sollen die Mitarbeiter auch verstärkt Diensträder und den ÖPNV nutzen können.

Haushalt

Wir haben uns mit dem Thema Haushalt näher beschäftigt und fünf Themenschwerpunkte herausgearbeitet:

  • Abfall
  • Heizen
  • Konsum
  • Wasser
  • Strom

Beim Thema Abfall ist das oberste Gebot die Abfallvermeidung. Um gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen, Abfall trennen zu müssen, um ihn dann später verwerten oder entsorgen zu müssen, wollen wir ihn gar nicht erst ein- kaufen! Hierzu erstellen wir eine Übersicht zur Abfallvermeidung (Wo kann ich ‚müllarm‘ einkaufen? Welche Tools kann ich hierzu nutzen? Apps?! Internetadressen?!). Diese Liste kann auf der Genossenschaftskonferenz gemeinsam erweitert werden.

Beim Konsum betrachten wir den Einkauf von Lebensmitteln und Kosmetik- bzw. Hygieneartikeln. Wir beschränken uns hier bewusst auf diese beiden Bereiche, da das Thema sonst viel zu umfangreich wäre. Es könnte auf nach- folgenden Genossenschaftskonferenzen eingehender diskutiert werden. Zur Veranschaulichung haben wir uns hier auf die Präsentation einer Ideenkiste verständigt, die viele Gegenstände des privaten Haushalts enthält, die mehr- fach verwendet werden können und somit auch der Abfallvermeidung dienen.

Zu diesen beiden Bereichen, die auch viele Schnittmengen beinhalten, wollen wir praktische Hilfen geben, Ideen vorstellen und die Mitglieder anregen ähnliche Dinge und Verhaltensänderungen in ihren Alltag zu integrieren!

Die drei Bereiche Strom, Heizen und Wasser werden wir auf der Genossenschaftskonferenz nicht im Gruppenraum diskutieren, wir versuchen für diese Themen und den praktischen Teil Aussteller zu gewinnen, die im Foyer ihre Themen präsentieren und bei Interesse näher informieren können.