''Komme was wolle, wir leben in der Scholle''

Bewohner feiern 40 Jahre Scholle-Siedlung Bültmannshof

„Komme was wolle, wir leben in der Scholle.“ Unter diesem Motto feiert am 30. und 31. August 2008 die Scholle-Siedlung am Bültmannshof ihr 40-jährige Bestehen. Von den Mitgliedern, die zwischen 1967 und 1968 die gerade fertig gestellten Wohnungen bezogen, sind 43 ihrer Siedlung bis heute treu geblieben. Sie werden im Rahmen einer Jubilar-Ehrung vom Vorstand der Freien Scholle geehrt.

„Das Motto unseres Festes ist letztlich auch Ausdruck unserer Verbundenheit zur Freien Scholle“, bestätigt die Siedlungsratsvorsitzende Angelika Langguth, die selbst seit 22 Jahren in der Scholle-Siedlung am Bültmannshof wohnt. Zusammen mit elf weiteren Mitgliedern hat sie ein buntes Festprogramm zusammengestellt. „Erste Überlegungen, das Jubiläum etwas größer zu feiern, gab es bereits im Sommer 2006. Seit September letzten Jahres haben wir dann in regelmäßigen Treffen die doch recht umfangreichen Vorbereitungen getroffen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ohne die gute Zusammenarbeit im Festausschuss hätte das alles nicht in dieser Form geklappt.“

Das Jubiläumsfest beginnt am Samstag, 30. August um 14 Uhr mit einem Flohmarkt. Um 16 Uhr steht die Ehrung der Jubilare auf dem Programm, die seit 40 Jahren in ihrer Siedlung wohnen. Ab 19 Uhr kann dann im Festzelt getanzt werden.

Ein weiterer Höhepunkt ist um 17 Uhr die Übergabe einer Mosaik-Säule an die Siedlung. Ab Mittwoch, den 27. August sind die Mitglieder eingeladen, diese Säule unter Anleitung der Ideenwerkstatt Lebenstraum in einer Gemeinschaftsaktion ganz nach ihren Vorstellungen zu gestalten.

Zum Ausklang findet am Sonntag ab 10 Uhr im Festzelt ein Frühschoppen statt.

Die 276 Wohnungen der Freien Scholle entstanden 1967 und 1968 an der Jakob-Kaiser-Straße, der Julius-Leber-Straße und der Carlo-Mierendorff-Straße. Die insgesamt 28 Häuser errichtete die Freie Scholle in der modernen Architektur der sechziger Jahre mit einem Flachdach. So wie der neue Stadtteil im Bielefelder Westen bei seiner Entstehung als „Beispiel neuen Städtebaus“ gefeiert wurde, galten auch die Wohnungen selbst vor vierzig Jahren als Komfort-Wohnungen, denn jede Wohnung war mit einer so genannten Pantry-Küche ausgestattet und hatte außerdem einen Balkon. Außerdem waren die Grundrisse von vornherein großzügig angelegt. So sind beispielsweise die Drei-Zimmer-Wohnungen über 70 m², und die Vier-Zimmerwohnung über 85 m² groß.

Durchaus ungewöhnlich für die damalige Zeit war allerdings, dass die Freie Scholle in der Mitte der Siedlung auch ein Gemeinschaftswaschhaus baute und damit ein Beispiel für die praktische Umsetzung des Genossenschaftsgedankens gab. So galten Waschmaschinen zur damaligen Zeit noch als Luxusgut, für Facharbeiter waren sie nahezu unerschwinglich. Im Waschhaus der Freien Scholle standen sie jetzt aber allen Mitgliedern samt Trockner und Mangel kostengünstig zur Verfügung – ein Service, von dem viele Bielefelder Haushalte Ende der sechziger Jahre nur träumen konnten. Andererseits rechnete sich die Maßnahme auch für die Genossenschaft, denn sie sparte die Kosten für die Einrichtung von Waschmaschinenstellplätzen.

Das Waschhaus ist auch heute noch in Betrieb. Ein Teil wurde jedoch auf Wunsch der Mitglieder im Jahr 2001 zum Nachbarschaftstreff umgebaut. Seitdem organisieren hier engagierte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen aus der Siedlung in Eigenregie verschiedene Kommunikations- und Begegnungsangebote. Regelmäßig finden der Kaffeetreff, ein Mittagstisch und der Spieletreff statt. Zusammen mit anderen Siedlungen planen sie außerdem Tagesausflüge.

„Die Entwicklung unseres Siedlungsgebietes am Bültmannshof steht beispielhaft auch für andere Siedlungen der Freien Scholle aus dieser Zeit“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Freien Scholle Bernhard Koppmann. „Auf der einen Seite können wir hier Wohnungen anbieten, die nicht nur den heutigen Anforderungen an das Wohnen gerecht werden, sondern die auch bezahlbar sind. Auf der anderen Seite ist es uns gelungen, auch in unserer Siedlung am Bültmannshof die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass nachbarschaftliche Strukturen gefestigt und ehrenamtliches Engagement gestärkt wird.“

Entscheidend hierfür sei die Rückzahlung der öffentlichen Mittel gewesen, betont Koppmann. Dadurch seien die Wohnungen seit nunmehr zehn Jahren frei finanziert. „Damit konnten wir eine soziale Erosion verhindern, wie sie in vielen anderen Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus in unserem Land stattgefunden hat.“ Im Gegenzug habe die Freie Scholle zu ihrer Identität als Genossenschaft zurückfinden und das nachbarschaftliche Engagement stärken können.

Das zeige sich letztlich auch daran, dass dem Aufruf zur Jubilarehrung 43 Mitglieder gefolgt sind, die seit Fertigstellung der Siedlung in ihrem Siedlungsgebiet wohnen. „Am Erhalt der Nachbarschaften in der Siedlung haben diese Mitglieder zusammen mit ihren Familien einen ganz entscheidenden Anteil“, dankt Koppmann ihnen und ihren Ehepartnern ausdrücklich für ihre Treue zur Genossenschaft.


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