Freie Scholle blickt auf zwanzig Jahre Altenarbeit zurück

Für mehr Wohnsicherheit im Alter

Am Freitag, den 26. September 2008 feierte die Freie Scholle zwanzig Jahre Altenarbeit. Damals wie heute ist es das Ziel der Genossenschaft, den Mitgliedern so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Wohnen in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Anlässlich des Jubiläums konnten Scholle-Mitglieder, Mitarbeiter der Kooperationspartner und geladene Gäste aus Politik und Verwaltung bei einem Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen der Wohn- und Altenberatung werfen.

„Als wir 1989 mit dem Aufbau einer eigenen Altenberatung- und –betreuung begonnen haben, war das innerhalb der bundesdeutschen Wohnungswirtschaft durchaus einzigartig“, erinnerte sich der Vorstandsvorsitzende der Freien Scholle Bernhard Koppmann in seiner Begrüßung daran, dass die Genossenschaft vor zwanzig Jahren neue Maßstäbe innerhalb der Wohnungswirtschaft setzte. „Wurden wir damals noch für unsere Konzepte belächelt, so sind wohnbegleitende Dienstleistungen heute bei fast allen Wohnungsunternehmen ein Muss.“

Mit dem Aufbau einer eigenen Altenarbeit wollte die Freie Scholle 1988 die Voraussetzung dafür schaffen, dass ihre Mitglieder und deren Angehörige auch im Alter, bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit in ihrer vertrauten Wohnung bleiben können. Koppmann: „1987 waren knapp die Hälfte unserer Mitglieder 60 Jahre und älter. Das heißt, die Freie Scholle hatte damals eine Altersstruktur wie sie für die Bundesrepublik im Jahr 2030 vorausgesagt wurde.“ Vor diesem Hintergrund beauftragten die von den Mitgliedern gewählten Vertreter die Verwaltung damit, Strukturen für eine Verbesserung der Wohnsicherheit im Alter zu entwickeln.

Zunächst betreuten zwei Sozialarbeiter von ihrem Büro in einer umgebauten Wohnung in der Apfelstraße 63 aus die älteren Mitglieder in der gesamten Genossenschaft. Ihre Aufgabe: Nach dem Prinzip der aufsuchenden Hilfe ermitteln sie vor Ort mit den Betroffenen den individuellen Hilfebedarf.

Der Bedarf an diesen Angeboten in der Freien Scholle war groß. Innerhalb kurzer Zeit stieg die Nachfrage nach den Leistungen der „Altenberatung und –betreuung“ stark an. Die Freie Scholle gründete daraufhin 1990 den Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe und erweiterte damit das Leistungsspektrum der Altenarbeit beträchtlich. Insbesondere die vier Zivildienstleistenden des Mobilen Sozialen Dienstes leisten für viele ältere Bewohner wichtige Dienste zur Bewältigung des Wohnalltags. Außerdem stellte sie zwei weitere Sozialarbeiter ein.

Seit den Anfängen der Altenarbeit haben sich die Anforderungen an das Wohnen und insbesondere an das Wohnen im Alter kontinuierlich gewandelt. Es sei deshalb darauf angekommen, die Altenarbeit ständig an die neuen Anforderungen an das Wohnen in Alter anzupassen, erläuterte Koppmann weiter. Heute könne die „Wohn- und Altenberatung“ umfassenden Service für sicheres Wohnen im Alter bieten. Nicht zuletzt deshalb sehe er die Genossenschaft für die Bewältigung des demografischen Wandels sehr gut gerüstet.

Hierzu gehören nach Auffassung der Freien Scholle auch nachbarschaftliche Netzwerke. „Gut funktionierende Nachbarschaften sind ein Schlüssel zur Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels. Deshalb legen wir großen Wert darauf, dass man in der Freien Scholle auch im Alter nicht alleine wohnen und leben soll“, betonte Koppmann. Zur Konzeption der Altenarbeit habe daher von Beginn an auch die Pflege und Förderung der Nachbarschaften gehört. Dementsprechend war der Kaffeetreff in der Wohn- und Altenberatung in der Apfelstraße 63 der erste in der Freien Scholle.

Heute ist nicht nur dieser Treff für viele ältere Mitglieder eine wichtige Gelegenheit, um Kontakte zu pflegen. So gibt es inzwischen in jeder Siedlung der Freien Scholle einen Nachbarschaftstreff. Die Gemeinschaftsräume stehen den Bewohnern der Freien Scholle für selbst organisierte Aktivitäten offen. Über siebzig ehrenamtliche Helferinnen und Helfer organisieren hier für ihre Nachbarn unterschiedlichste Angebote für alle Generationen und tragen mit ihrer Arbeit zu intakten Nachbarschaften in den Siedlungen der Genossenschaft bei. Koppmann: „Für viele älteren Bewohner sind diese niederschwelligen ‚Angebote um die Ecke’ eine wichtige Bereicherung in ihrem Wohnalltag und eine willkommene Gelegenheit, Nachbarschaft zu leben.“

Wichtig sei es, blickt Koppmann in die Zukunft, das Konzept des Lebensgerechten Wohnens in der Freien Scholle gemeinsam mit den Mitgliedern weiterzuentwickeln. Hier verfüge die Freie Scholle über sehr gute Voraussetzungen. So führe sie seit fünf Jahren mit ihren Mitgliedern die Diskussion „Freie Scholle plus zehn“. Hierbei gewinne sie wichtige Erkenntnisse darüber, welche Wohnungen und welche wohnbegleitenden Dienstleistungen erforderlich seien.

Zur Information

Zum Aufgabenspektrum der Sozialarbeiter der „Wohn- und Altenberatung“ gehören u.a.:

  • Beratung bei der alten- und pflegegerechten Wohnraumgestaltung und -anpassung,
  • Ermittlung des Pflegebedarfs,
  • Koordination der Pflegedienste,
  • Vermittlung von Serviceleistungen,
  • Hilfen bei der Krankenhausentlassung,
  • Unterstützung bei Behördenangelegenheiten.

Welche Hilfen nötig sind, ermitteln die Sozialarbeiter im Gespräch mit den Betroffenen vor Ort. Dadurch sind alle Maßnahmen auf die jeweilige Lebenssituation zugeschnitten.

Die Leistungen der Sozialarbeiter sind für die Scholle-Mitglieder kostenlos. Sie werden von der Gemeinschaft aller Mitglieder im Rahmen des genossenschaftlichen Generationenvertrages getragen.

Der Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e.V. ergänzt die Arbeit der „Wohn- und Altenberatung“ mit einem umfassenden Serviceangebot:

  • Der Mobile Soziale Dienst unterstützt die älteren Bewohner in ihrem Wohnalltag und übernimmt für sie z. B. Reinigungsarbeiten in der Wohnung oder Begleitfahrten sie zum Arzt, zum Einkaufen oder zu Familienangehörigen.
  • Im Pflegehilfsmitteldepot können Rollatoren, Rollstühle, Badewannenlifte u.v.m. vorübergehend kostenlos ausgeliehen und in der Wohnung erprobt werden.
  • Fünf Betreute Wohngruppen bieten größtmögliche Pflegesicherheit für Mitglieder, die nicht mehr selbständig in ihrer Wohnung leben können. Externe Pflegedienste garantieren qualifizierte Pflege und Betreuung. Sie übernehmen auch eine Rufbereitschaft rund um die Uhr für Notfälle im jeweiligen Siedlungsgebiet
  • Für den Besuch von außerhalb stehen die Gästewohnungen und Gästezimmer der Freien Scholle zur Verfügung – gemütlich, preiswert und immer in der Nähe.

Weitere Dienstleistungen hat die Freie Scholle mit ihren Kooperationspartnern entwickelt. ln den Kindertagesgruppen „Sennewichtel“ und „Spindel-Kids“ finden berufstätige Eltern Krippenplätze für ihre Kleinkinder, die Scholle-Lernhilfe unterstützt Scholle-Schüler und „Sport vor Ort“ bringt aktive Scholle-Mitglieder in Bewegung.


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