Ein neues Gesicht für das Quartier an der Spindelstraße

Bundesminister Tiefensee informiert sich über innovative Stadtentwicklung

Am Dienstag, den 1. April war der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Wolfgang Tiefensee zu Gast bei der Freien Scholle, um sich über die Entwicklung des Quartiers Spindelstraße zu informieren. Nachdem die Freie Scholle hier ihren Wohnungsbestand aus den fünfziger Jahren zwischen 1992 und 2006 umstrukturiert und modernisiert hatte, erwarb sie im letzten Jahr das Ludwig-Steil-Haus mit der Markus-Kirche. Zusammen mit der von Laer Stiftung Bielefeld will die Freie Scholle einen neuen Quartiersmittelpunkt schaffen.

Im Sommer 2006 kaufte die Genossenschaft das zwischen der Kleinen Howe und der Wilbrandstraße gelegene Areal der Markusgemeinde mit dem Gebäude der ehemaligen Markus-Kirche, dem Ludwig-Steil-Haus und zwei Einfamilienhäusern. Ziel war es, den Kindergarten, der sich in den Räumen des Gemeindehauses befand, und damit die soziale Infrastruktur des Viertels zu erhalten. Auch viele Familien aus der Scholle Siedlung an der Spindelstraße lassen ihre Kinder hier betreuen und sind deshalb auf seinen weiteren Betrieb angewiesen.

Unter dem Titel „Mühlenpark“ planen von Laer Stiftung und Freie Scholle ein Lebens- und Wohnprojekt für Jung und Alt. Das Nutzungskonzept, das beide Kooperationspartner gemeinsam entwickelt haben, sieht insgesamt sechs größere Maßnahmen vor:

1. Umbau der Kirche zum Gemeinschaftshaus
Seit Sommer vergangenen Jahres wird die ehemalige Markus-Kirche zu einer Begegnungsstätte mit Stadtteiltreff umgebaut. In Zukunft sollen die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils den Gemeinschaftsraum mit einer Catering-Einrichtung für große und kleine Familienfeiern aller Art anmieten können. Den Service übernehmen dann Jugendliche mit Migrationshintergrund, die hier unter Anleitung einer Ökotrophologin zu Catering-Kräften ausgebildet werden.
Die Umbauarbeiten werden von älteren erwerbslosen Handwerkern durchgeführt, die hier ihr über Jahre erworbenes Fachwissen einsetzen und sich wieder für den Arbeitsmarkt qualifizieren können.

2. Abriss und Neubau des Kindergartens mit vier Einfamilien-Häusern
Unmittelbar in Anschluss an den Umbau der Kirche ist der Abriss des angrenzenden Ludwig-Steil-Hauses geplant. An seiner Stelle entsteht im Erdgeschoss eine Kindertagesstätte. Darüber errichtet die Freie Scholle vier Einfamilien-Häuser, die die Genossenschaft an ihre Mitglieder vermieten wird. Bis zur Fertigstellung der neuen Räumlichkeiten ist der Kindergarten zusammen mit der U3-Gruppe im ehemaligen Pfarrhaus untergebracht.
Dadurch ist der Erhalt der im Quartier dringend benötigten Kindergartenplätze gesichert. Künftig sollen zwei Tagesstättengruppen und Räumlichkeiten, in denen junge Eltern gemeinsam mit Tagesmüttern selbstständig die Kinder auch in einer Gruppe betreuen können, der zunehmenden Bedeutung einer fachlich qualifizierten und umsorgenden Betreuung für Kinder vom Kleinstkindalter bis zur Einschulung Rechnung tragen. Die Betreuung wird die von Laer Stiftung übernehmen

3. Abriss des Hauses Kleine Howe 4 und Neubau von barrierefreien Wohnungen mit Betreuungsmöglichkeit
Ebenfalls im vergangenen Jahr erwarb die Freie Scholle das angrenzende Grundstück Kleine Howe 4. Die Planungen sehen vor, das darauf befindliche Gebäude abzureißen. An seiner Stelle sollen barrierefreie Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen mit Betreuungsangebot entstehen. Die Grundrisse befinden sich derzeit in der Planung. Die langjährigen Erfahrungen der Freien Scholle mit Angeboten für das Wohnen im Alter werden hier ihre Berücksichtigung finden.

4. Gestaltung des „Markusplatzes“ zum Quartiersmittelpunkt
Kindertagesstätte und Einfamilienhäuser auf der einen und die altengerechten Wohnungen auf der anderen Seite rahmen nach ihrer Fertigstellung einen Platz ein, der – ähnlich wie der Siegfriedplatz –optimale Möglichkeiten für die Gestaltung eines Quartiersmittelpunktes bietet. Die Gestaltung würde – gemäß der wohnungspolitischen Leitlinien des Bielefelder „Masterplans Wohnen“ in Abstimmung mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils erfolgen. Damit wäre gewährleistet, dass der „Markusplatz“ von vornherein ein hohes Maß an Identifikation im Stadtteil findet.

5. Entwicklung des Grünzugs an der Kleinen Howe zum „Mühlenpark“ mit Energie-Lehrpfad
Darüber hinaus übernähme der Markusplatz eine Scharnierfunktion zwischen dem städtischen Grünzug an der Rußheide und dem Grünzug, der sich parallel zur Kleinen Howe vom ehemaligen Gemeindegrundstück zur Scholle-Siedlung an der Spindelstraße erstreckt. Auch hier wäre die Gestaltung gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels durchzuführen. Unabhängig davon ist zurzeit angedacht, in diesem Grünzug einen Energielehrpfad einzurichten, der nicht nur den umliegenden Kindergärten und Schulen offen stehen würde.

6. Betreutes Wohnen für künftige Leistungssportler
In dem Einfamilien-Haus, in dem zurzeit der Kindergarten und die U3-Gruppe vorübergehend untergebracht sind, ist ein Betreutes Wohnens für künftige Leistungssportler vorgesehen. Die Betreuung der Sportler erfolgt durch die von Laer Stiftung. Gespräche mit dem DSC Arminia Bielefeld wurden bereits geführt. Die Gremien des Vereines müssen dem Projekt allerdings noch ihre Zustimmung erteilen.

Sind alle Komponenten des Vorhabens umgesetzt, bekommt das gesamte Areal der ehemaligen Markus-Kirchengemeinde ein völlig neues Gesicht. Zudem erfährt das innerstädtische Quartier an der Spindelstraße eine nachhaltige Aufwertung, die jungen und alten Menschen zu gute kommt. Damit fügt sich das gesamte Projekt nahtlos in das Konzept „Lebensgerechtes Wohnen in der Freien Scholle“ ein. Es sieht vor, innerhalb einer Siedlung, Wohnungen, Wohnumfeld und Dienstleistungsnagebote für alle Lebensphasen bereit zu halten. Auf diese Weise trägt es zur Stabilisierung der Bewohnerstrukturen bei und fördert so die Nachbarschaften in der Siedlung.

Die Siedlung Spindelstraße

Im Siedlungsgebiet Spindelstraße bewirtschaftet die Freie Scholle heute rund 550 Genossenschaftswohnungen. Es entstand zwischen 1951 und 1961. Zwischen 1992 und 2006 modernisierte die Freie Scholle den kompletten Wohnungsbestand. Dazu gehörten auch umfassende Grundrissveränderungen, um familiengerechte Wohnungen zu schaffen. Um dem steigenden Bedarf der Mitglieder nach altengerechten Wohnangeboten zu entsprechen, errichtete sie im bestandsersetzenden Neubau in der Kleinen Howe 39 bis 45 insgesamt 44 Wohnungen, davon 41 barrierefrei. Außerdem baute sie das Haus Spindelstraße 79 zum Nachbarschaftszentrum mit sieben altengerechten Wohnungen, zwei Gästewohnungen, dem Scholle-Treff und verschiedenen wohnbegleitenden Dienstleistungsangeboten um.


Zurück