Das erste Bauvorhaben der Freien Scholle
Kaum ein anderes Gebäude symbolisiert das Selbstbewusstsein und das Unabhängigkeitsstreben der Freien Scholle so wie die Turnhalle Ost. Am 10. Mai feierte der TuS Ost den 100. Geburtstag des ersten Bauvorhabens der Freien Scholle.
Es war ein enormer Kraftakt der Turner der Freien Turnerschaft Bielefeld, als sie Turnhalle bauten. Anlass war die Weigerung der Stadt Bielefeld, den Arbeiterturnern die städtischen Turnhallen zur Verfügung zu stellen. Weil die Turner aber nicht mehr in den Hinterzimmern von „Tanzsälen und Wirtschaften" turnen wollten, folgten sie dem Beispiel der Arbeitersportler in Gera, Bremen und Hamburg und gründeten im Jahr 1911 die „Baugenossenschaft Freie Scholle eGmbH".
Zunächst wollten sie vier Turnhallen in der Stadt bauen. Den Anfang machten sie mit der Turnhalle Ost. Nachdem die Finanzierung mit Hilfe einer enormen Selbsthilfeleistung der Turner gesichert war, konnte die Freie Scholle im Jahr 1912 zunächst das Grundstück an der Bleichstraße 149 erwerben. Danach hieß es für die Tuner, selbst mit anzupacken. Paul Schäfer, Gründungsmitglied der Freien Scholle, erinnerte sich 1975: „Das haben wir Jungs dann alle abends nach Feierabend gemacht. Was eben selber zu machen wir, das haben selbst gemacht."
Vom 9. bis 11. Mai 1914 feierten die Arbeitersportler dann die Einweihung „ihrer" Turnhalle mit einem großen Fest. Zur Recht, denn die Arbeiter hatten ohne bürgerliche Unterstützung aus eigener Kraft eine Genossenschaft gegründet und ihr erstes Projekt erfolgreich umgesetzt.
In den folgenden Jahren entwickelte sich die Turnhalle zum Mittelpunkt des Lebens im 5. Kanton. Im Juni 1922 ging sie in den Besitz des TuS Ost über. Mit der Fertigstellung des Friedrich-Ebert-Hauses 1931 verlagerte sich das kulturelle Leben im Bielefelder Osten dann allerdings in Richtung Heeper Fichten.
Zwei Jahre später kam der Arbeitersport nach der Gleichschaltung der Arbeiterbewegung durch die Nazis vollständig zum Erliegen. Aber bereits 1945 erinnerten sich die „Ostler" an ihre ursprünglichen Ziele und bauten die zerstörte Turnhalle erneut mit großer Selbsthilfe wieder auf.
1990 erweiterte der TuS Ost die Turnhalle als erster Bielefelder Sportverein um ein Fitnesszentrum. Mit der Eröffnung des Sport- und Lernparks setzte er dann 2011 noch einmal neue Maßstäbe. Für die Freie Scholle steht die Turnhalle aber bis heute für die Tatkraft und den unbändigen Willen zur Unabhängigkeit, mit dem die Gründer vor hundert Jahren gemeinschaftlich ihre Ziele verwirklichten.